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Die Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Zeit stellt in modernen Zeit-Theorien einen scharfen Dualismus dar, der das gegenwartige Denken uber Zeit tief pragt. Aus dieser Sicht gilt es als bislang unuberwindliches Problem, eine einheitliche Theorie der Zeit zu entwickeln, die eine subjektive und objektive Zeit-Konzeption konsistent zusammenfuhrt. Das wichtigste Ziel dieses Essays besteht darin, zu einer Abschwachung dieses Problems beizutragen. Dazu wird im ersten Teil auf die Zeit-Theorie des Aristoteles zuruckgeblickt und eine Lesart entwickelt, die zeigt, dass und wie Aristoteles eine einheitliche Theorie der Zeit aufgebaut hat, die sowohl subjektive als auch objektiver Komponenten aufweist. Dafur muss allerdings die verbreitete moderne Interpretation dieser Theorie entkraftet werden, die Aristoteles' zeit-theoretischen Ansatz fur grandios gescheitert erklart hat. Im zweiten Teil des Essays wird nachgewiesen, das der moderne Dualismus von subjektiver und objektiver Zeit auf einer allgemeineren Unterscheidung von Subjektivitat und Objektivitat beruht, die sich als naiv und unhaltbar erweist. Aus Sicht der modernen Philosophie ist jede wichtige Art von Subjektivitat mit einer Art von Objektivitat durchschossen. Damit lasst sich auch die Differenz von subjektiver und objektiver Zeit so abschwachen, dass sich zumindest im Kontext der Erde als Bezugssystem mit ihren Entitaten mittlerer Groe eine einheitliche Theorie der Zeit abzeichnet.
Can time exist independently of consciousness? In antiquity this question was often framed as an enquiry into the relationship of time and soul. Aristotle cautiously suggested that time could not exist without a soul that is counting it. This proposal was controversially debated among his commentators. The present book offers an account of this debate beginning from Aristotle¿s own statement of the problem in Book IV of the Physics. Subsequent chapters discuss Aristotle¿s Peripatetic followers, Boethus of Sidon and Alexander of Aphrodisias; his Neoplatonic readers, Plotinus and Simplicius; and early Christian authors, Gregory of Nyssa and Augustine. At the centre of the debate stood the relation between the subjective time in the soul and the objective time of the cosmos. Both could be seen as united in the world soul as the seat of subjective time on a cosmic scale. But no solution to the problem was final. No theory gained general acceptance. The book shows the fascinating variety and plurality of ideas about time and soul throughout antiquity. Throughout antiquity, the problem of time and soul remained as intriguing as it proved intractable.
Die verschiedenen fachwissenschaftlichen Gesprächsgänge über Zeit-Konzepte, Zeit-Vorstellungen und Zeit-Empfindungen werden normalerweise eher getrennt geführt. Historiographische Einsichten und naturwissenschaftliche Theoriebildungen werden selten ins Gespräch gebracht. Deswegen wurde in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus Anlass des sechzigsten Geburtstags ihres Präsidenten versucht, diese unterschiedlichen Sichtweisen ins Gespräch zu bringen. Eine Altorientalistin und eine Sinologin, eine Neurologin und ein Quantenphysiker, eine Primatenforscherin und ein mediävistischer Germanist sprachen miteinander über Zeit in ihren verschiedenen Dimensionen; der Band vereint diese unterschiedlichen Gesprächsgänge, die von den Beteiligten nochmals gründlich durchgesehen wurden. In einem ausführlichen Schlusswort versucht der Geehrte, aus den drei Gesprächsgängen Ideen für die künftige Weiterarbeit am Thema "Zeit und Zeitempfinden" zu gewinnen und bindet dadurch die Zwiegespräche zu einer Einheit zusammen. Im Band sind auch zwei Grußworte dokumentiert, die ebenfalls eigene Einsichten zum Thema vortragen. Der schmale, aber gehaltvolle Band ist für alle die von Interesse, die an einem interdisziplinären Gespräch über Zeit auf der Basis von strenger Disziplinarität interessiert sind und sich an der unterhaltsamen Form des Gesprächs erfreuen.
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