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Die Wahrnehmung Irmgard Keuns (1905-1982) ist eng verbunden mit ihrem Roman Das kunstseidene Madchen. In der erzahltheoretisch inspirierten Forschung liegt der Fokus haufig auf den fruhen Romanen. Parallel dazu fasziniert das Leben der Autorin. Oft werden die Leerstellen der Romane mit biographischen Details gefullt, aber auch Darstellungen des Lebens durch Handlungselemente der Romane erganzt. Solche Lekturen lassen sich als Effekte erzahlerischer Strategien beschreiben, die sich nicht auf die fiktionalen Texte beschranken. Die Verfahren folgen bestimmten Mustern, deren Variation einen engen Zeitbezug aufweist. Muster und Variation finden sich in allen Genres: im Roman, in der Lyrik, aber auch in Briefen Keuns, in ihren Radio- und Fernsehinterviews. Die Studie schlagt ein Lekturemodell vor, das fiktionale und nichtfiktionale Elemente ausweist, asthetische Textkonstruktion wahrnehmbar macht und gleichzeitig die Kategorie Autor reflektiert. Erstmals wird die gesamte Keun-Forschung systematisiert, der Werkbestand klassifiziert und zuvor unerschlossenes Material prasentiert.
Max Picards fruhe Schriften zeichnen sich durch eigenwillige literarische und kulturphilosophische Positionen aus. Karsten Lichau lotet die Spannungen und Bruche in Picards oft vorschnell als kulturpessimistisch oder konservativ etikettiertem Fruhwerk aus, das zwischen 1914 und 1933 entstand. Im Zentrum steht dabei eine ebenso umkampfte wie schillernde literarische Figur: das Gesicht. Indem die Studie textnahe Lekture mit kulturhistorischer Kontextualisierung verbindet, geht sie den Um- und Abwegen der schriftstellerischen Laufbahn Picards nach und eroffnet neue Perspektiven auf seinen weitgehend in Vergessenheit geratenen Beitrag zum literarischen Feld der Weimarer Zeit. Zugleich zeigt die Untersuchung, dass Picards Texte die fiktiven oder prophetischen "e;Gesichte"e; reflektieren, die in auerliterarischen Feldern zirkulieren - von Kunst- und Medientheorie uber Geschichtsphilosophie sowie judische und christliche Theologie bis hin zur asthetischen Medizin und Rassenhygiene. Sie lassen sich als eine "e;literarische Physiognomik"e; moderner Kulturen lesen.
Christoph Gschwind zeigt, wie Schillers frühe Dramen "Die Räuber", "Fiesko", "Kabale und Liebe" und "Don Karlos" wirkungspoetisch funktionieren. Anhand der Analyse von Schillers Frühwerk gibt er, basierend auf der Terminologie der analytischen Literaturwissenschaft, Antworten auf die allgemeine Frage nach dem Verhältnis zwischen Poesie und Philosophie ¿ und auf die spezielle Frage nach der kognitiven Signifikanz literarisch-fiktionaler Texte. Die vorliegende Arbeit unterscheidet sich methodisch von einem klassisch-hermeneutischen Interpretationsverfahren, indem sie auf eine Rekonstruktion von emotiven und kognitiven Funktionen aus Schillers frühen Dramentexten zielt. Das Begriffsinstrumentarium der in der Schiller-Forschung vorherrschenden hermeneutischen Werkinterpretationen gründet häufig auf suggestiven Metaphernkomplexen. Im Kontext des analytischen Zugriffs auf die Texte Schillers wird dieser Tradition ein auf begriffliche Explikation abzielendes Analyse-Modell entgegengestellt, mit dem die z.T. unklaren Begriffe Schillers fassbarer werden. Durch die Rekonstruktion des ideengeschichtlichen Referenzrahmens zeigt sich Schillers Frühwerk schließlich auch als Projekt einer literarischen Aufklärung.
Was ist ¿Naives Erzählen¿ und wieso gilt es als obsolet? Die Arbeit untersucht die poetologischen Auswirkungen der modernen Erzählkrise auf die deutschsprachige Literatur der Jahrtausendwende am Beispiel einiger Romane Helmut Kraussers.
Der Minnesänger Heinrich von Rugge ist exemplarisch für jene weiten Teile der mittelhochdeutschen Liebeslyrik, in denen nicht in einem modernen Sinne Innovation, sondern Variation im Zentrum steht. Anhand einer umfassenden Analyse von Rugges Texten konzeptualisiert Alexander Rudolph Verfahren und Schwerpunkte der Variationskunst im Minnesang. Die Studie leistet zudem eine grundlegende Neubewertung des Minnesangkorpus Heinrichs von Rugge.
Die Studie analysiert das Konzept der Fürsprache als ein grundlegendes Thema und narratives Mittel in Franz Kafkas Schriften. Durch detaillierte Lektüren bestimmt die Autorin die dreipolige Kommunikationsszene des Sprechens-für-einen-anderen als einen zentralen Aspekt von Autorschaft, einen Nexus zwischen juristisch-politischen und literarisch-narrativen Repräsentationsformen und einen Modus der Rezeption von Literatur.
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