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Simultandolmetschen ist ein komplexer kognitiver Vorgang, in dessen Verlauf zahlreiche Prozesse gleichzeitig bewältigt und koordiniert werden müssen. Dies erfordert vom Dolmetscher den gezielten Einsatz simultanspezifischer Strategien, die mit entscheidend für die Qualität der gesamten Dolmetschleistung sind. Wie sehen diese Strategien aus? Welche Strategien werden bevorzugt in welchen Situationen eingesetzt und welche bedingen sich gegenseitig? Benötigen sie viel oder sparen sie viel Verarbeitungskapazität ein? Auf diese und weitere Fragen gibt die vorliegende Arbeit detaillierte Antworten. Das Hauptaugenmerk wird dabei nach der Erläuterung des Simultandolmetschprozesses anhand des Modells von Barbara Moser-Mercer auf die verstehensstützenden Strategien Antizipation, Inferenzieren, Segmentierung und Wissensaktivierung gelegt.
Die verschiedenen Bereiche, in denen Dolmetscher zum Einsatz kommen, und die Bedingungen, unter denen sie ihre Tätigkeit ausüben, sind in den letzten Jahrzehnten immer vielfältiger und anspruchsvoller geworden. In elf ausgewählten Arbeiten, die im Rahmen eines dolmetschwissenschaftlichen Hauptseminars am FTSK Mainz Germersheim im Sommersemester 2010 von Studierenden verfasst wurden, wird dieser Entwicklung anhand verschiedener Fragestellungen nachgegangen: Die Wahrnehmungen und Rolle des Sprachmittlers in der Vergangenheit und heute, die Ansprüche an den Dolmetscher bei internationalen und nationalen Gerichten, die emotionale Belastung beim Dolmetschen in der Psychotherapie sowie in Kriegs- und Krisengebieten, der Einfluss neuer Sprachtechnologien und Softwareentwicklungen auf die Dolmetschtätigkeit, die Bedeutung von Expertise und Qualitätssicherung für die Professionalisierung dieses Berufes. Anhand der unterschiedlichen Artikel werden Schwierigkeiten, Grenzen und neue Möglichkeiten der grenzenüberwindenden Sprachmittlung aufgezeigt.
Im Rahmen einer Korpusstudie werden in dieser Untersuchung Fragen des Simultandolmetschprozesses und der Sprachspezifik untersucht. Sie zeigt, dass sprachstrukturelle Unterschiede ein strategisches Vorgehen beim Simultandolmetschen bedingen, dass die dolmetscherspezifische Arbeitsweise durch Indikatoren erfassbar wird und andere dominiert.
In diesem Band werden verschiedene Dolmetschprozessmodelle vorgestellt: von der kognitiven Verarbeitung des Inputs bis hin zum Rollenverstandnis des Dolmetschers in seinem situativen Kontext. Es entsteht damit ein Uberblick uber die Vielfaltigkeit und besonders die Ausbaufahigkeit vorhandener Dolmetschprozessmodelle.
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