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Marlene Streeruwitz ist eine der streitbarsten politischen Autor*innen der Gegenwart. Literatur ist ihr nicht nur politisches Instrument, sondern als »Modell der Welt in Sprache« zugleich auch ästhetisch autonom. Die Beiträge dieses Bandes diskutieren die Weiterschreibungen, Gegen- und Neukonstruktionen der außertextuellen Welt in den Prosatexten, Essays, Vorlesungen und crossmedialen Projekten der Autorin. In den Blick genommen wird das Welt- und Lebenswissen der Literatur, ihr Beitrag zu unserer Trauer und Resistenz, Erinnerungs- und Überlebensfähigkeit ¿ zwischen Glück, Lust, Liebe, (Für )Sorge und Schmerz. Marlene Streeruwitz trägt ¿ neben einem Gespräch mit den beiden Herausgeberinnen ¿ einen Originalbeitrag sowie einen bisher ungedruckten poetologischen Essay zum Band bei.
Aus Anlass ihrer Frankfurter Poetikvorlesungen erscheint der erste Sammelband über das Werk der Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin Monika Rinck. Die Aufsätze decken ein methodisch und thematisch breites Feld ab: von Close Readings bis zu subjekttheoretischen Fragestellungen, von Barockbezügen bis zur Analyse der Selbstpositionierung der Autorin im Feld der Gegenwartsliteraturen. Insbesondere geraten dabei die für die Autorin charakteristischen Grenzüberschreitungen zwischen Lyrik und Essay, zwischen poetischer Praxis und Lebensform in den Blick. Den Band rundet ein Gespräch mit der Autorin ab.
Experimentelle Texte über Holocaust und Nationalsozialismus fallen durch ein Forschungsraster. Durch ihre sperrige Form entziehen sie sich den Kategorien der memory studies ¿ wegen ihrer brisanten Thematik sind sie ungeeignet für das rein formale Erkenntnisinteresse der klassischen Narratologie. Getragen von der Idee, dass Erzählformen selbst erzählen, verfolgt diese Untersuchung zwei Ziele. Zunächst wird eine allgemeine Typologie experimentellen Erzählens entworfen. Darauf folgen Analysen von Erzähltexten der Gegenwartsliteratur: Heldenfriedhof von Thomas Harlan, Morbus Kitahara von Christoph Ransmayr, Nahe Jedenew von Kevin Vennemann, Harlem Holocaust von Maxim Biller und Frühling von Thomas Lehr. Im Mittelpunkt stehen dabei die Funktionen experimentellen Erzählens mit Blick auf den ¿Undarstellbarkeitstopos¿ in seinen verschiedenen Variationen.
Der Band nimmt das titelgebende Tocotronic-Zitat zum heuristischen Ausgangspunkt, um das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit und damit den Entwurf von ¿Realität¿ insgesamt in deutschsprachigen Popschreibweisen seit 2000 zu untersuchen. Während das literarische Feld sich in der Folge von 9/11 etwa tendenziell zu einem ¿Relevanten Realismus¿ bekannte, wandte sich die Hamburger Schule in den frühen 2000er Jahren eher einer ästhetizistischen Hochkunstphase zu. Seit den 2010er Jahren lässt sich wiederum eine neue Welle ¿relevant realistischer¿, politisch-engagierter Popsongs erkennen.
Ließ Brechts zum Diktum gewordenes Versfragment «Gespräch über Bäume» die Naturlyrik zum fragwürdigen Genre werden, so rief es gleichwohl bald Widerspruch hervor, nicht nur in Paul Celans lyrischer Replik «Ein Blatt, baumlos» und den ebenfalls auf Brecht antwortenden Gedichten Erich Frieds und Günter Eichs, sondern auch in der engagierten ökokritischen Dichtung seit den 1970er Jahren. Während das «Gespräch über Bäume» vor allem auf Natur und Landschaft als Gegenstand und Thema von Dichtung bezogen ist, fragt dieser Sammelband, wie das gegenwärtige Interesse an der Natur mit Formfragen und deren poetologischen Reflexionen in der deutschsprachigen Lyrik seit den 1990er Jahren einhergeht. Wie verbinden sich diese Formfragen und ihre poetologischen Reflexionen in der Gegenwart mit einem diachron weitgefassten Blick auf Ornamente und Schreibweisen wie Arabesken und Grotesken, Gattungsbezeichnungen wie Silven oder Florilegien, arboreale und mykologische Strukturmodelle wie Baumdiagramme, Rhizome oder Myzele, die auf vegetabile Formvorbilder zurückgreifen? Wie lassen sich diese Darstellungen des Vegetabilen in der Dichtung auf naturwissenschaftliche Verfahren der Sichtbarmachung oder das morphologische und botanische Wissen über Bau- und Formprinzipien der Pflanzen beziehen? Von diesen Beobachtungen ausgehend fragen die Beiträge dieses Bandes, welche Poetologien des Vegetabilen die deutschsprachige Gegenwartslyrik ausgebildet hat und wie sich darin botanisches Wissen, medienkritisches Bewusstsein und ästhetisches Naturerleben zu neuen dichterischen Formen verschränken.
Das Thema der kollektiven Autor:innenschaft, bereits in den 1990er Jahren mit Blick auf die damals neuen technologischen Möglichkeiten breiter diskutiert, scheint aktuell erneut auf ein wachsendes Interesse zu stoßen, etwa unter dem Stichwort der ¿Kollaboration¿. Der vorliegende Band fragt nach der Schwellenfunktion der digitalen Wende, die sich in eine Folge von weiteren medialen, epistemischen, ästhetischen und sozialen Schwellen und historisierbaren Konstellationen einreiht, die Konzepte von kollektiver Autorschaft/Autor:innenschaft hervorgebracht und grundsätzlich verändert haben. Die partizipatorische Kultur sowie Verfahren der »produsage«, die sich in den medialen Konvergenzbewegungen der jüngeren Vergangenheit feststellen lassen, haben Zurechnungsstrategien von Autorschaft, an denen lange festgehalten wurde, außer Kurs gebracht. Dazu sind auch die in der Tradition der Avantgarden stehenden Projekte der generativen Codeliteratur zu zählen, die sich von den auf und mittels Plattformen produzierten und distribuierten Texten durch das vorausgesetzte Code-Wissen und den gezielten Gebrauch digitaler Technik unterscheiden lassen. Wurde die automatische Generierung von Text in der Vergangenheit oft als Auslagerung von Autor:innenschaft auf die Maschine konzipiert, rückt hier die Frage nach der »Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine« in den Vordergrund.
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