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Zwischen Literatur und Naturwissenschaft finden im 18. Jh. vielfaltige Interaktionen statt: Literarische Texte verarbeiten wissenschaftliche Themen; wissenschaftliche Diskurse verwenden literarische Techniken. Der Sammelband widmet sich den Austauschprozessen zwischen den Disziplinen. Wissensgeschichtliche Paradigmen und Ubergange (etwa in den Bereichen der Mechanik, Geographie, Botanik, Chemie/Alchemie, Kosmologie) stehen ebenso im Fokus wie Schreibweisen und Vermittlungsformen (Musenalmanache, Lehrgedichte, Lexika etc.). In exemplarischen Fallstudien werden wissenschaftliche Traktate, popularwissenschaftliche Schriften und literarische Texte vom 17. bis ins fruhe 19. Jahrhundert beleuchtet (England, Frankreich, Deutschland). Das Spektrum reicht von Theatermaschinen bis zum kunstlichen Menschen, von der Vermessung der Welt bis zum Stein der Weisen, von der Farbenlehre bis zur Kometenforschung, von Wundern und Phantasmen bis zu Tabellen und Statistiken. Eine wesentliche Einsicht betrifft die Uberlagerung der Diskurse: In den einzelnen Themenfeldern kreuzen sich verschiedene naturwissenschaftliche Disziplinen; zugleich werden literarische und szientifistische Darstellungen noch nicht strikt voneinander getrennt.
Auf der Grundlage einer allgemeinen textphanomenologischen und -theoretischen Bestimmung des Phanomens einer poetica scientiae versucht die vorliegende Studie, mit Fokus auf der Literatur der Postmoderne und Gegenwart, zur Profilierung des ebenso strittigen wie konstruktiven Dialogs zwischen Literatur und Wissenschaften beizutragen. Ihrem Erkenntnisinteresse entsprechend gliedert sich die Untersuchung in drei Abschnitte: (I) Ein historisch-systematisch angelegter Grundlagenteil problematisiert die Leitdifferenz Literatur' und Wissenschaft' und erarbeitet sodann in dezidiert literarischer Perspektive das theoretische Fundament fur eine Poetik und Hermeneutik der literarischen Transformation wissenschaftlicher Diskurse. Die Abschnitte (II) und (III) gliedern sich in eine Reihe von Fallstudien und widmen sich der literarischen Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsgeschichtsschreibung (II) sowie der literarischen Epistemologie (III). Die Literatur erweist sich dabei nicht nur als passiver Speicher wissenschaftshistorischer Ereignisse und epistemologischer Theoreme, sondern ubernimmt ihrerseits wissenschaftshistorische und -historiographische sowie epistemologische Funktionen, von denen auch die Wissenschaften profitieren konnen.
Spatestens seit dem linguistic turn gilt Sprache als unhintergehbare Grundlage von Dichtung und Wissenschaften. Der Band ruckt in den Blick, dass Sprache jedoch bereits im 17. und 18. Jahrhundert zu einem zentralen Aspekt der Verhaltnisbestimmung von Mathematik, Physik, Logik und Dichtung avancierte. Bei der Untersuchung sprachphilosophischer Positionen dieses Zeitraums wird deutlich, dass vermeintlich evidente Differenzen zwischen wissenschaftlicher und poetischer Sprache jedoch zuallererst theoretisch konstruiert wurden - zum Teil mit erheblichem argumentativem Aufwand. Dem Prozess der Axiomatisierung, Formalisierung und Symbolisierung kommt hierbei besondere Relevanz zu. Er bedingt einerseits eine radikale Verengung des neuzeitlichen Rationalitatskonzepts, andererseits eine Entliterarisierung' wissenschaftlicher Diskurse. Ausgehend von dieser Beobachtung lasst sich eine enge Vernetzung von Dichtung bzw. Poetologie mit den Entwicklungen der genannten Disziplinen rekonstruieren. Sie wird u.a. in Charles Batteux' Konzept einer Sprache des Herzens', in Alexander Baumgartens Bezeichnung analogon rationis' und Friedrich Schlegels Entwurf einer neuer Mythologie' aufgezeigt.
>Kulturen< aufeinander zu beziehen weiß. Dies macht sie insbesondere für die Moderne interessant, wo sich vor dem Hintergrund der idealistischen Erkenntniskrise, dem Ausdifferenzierungsprozess der Wissenschaften und den ästhetischen Darstellungsfragen Probleme der Vermittlung ergeben. Die Arbeit zeigt anhand von Kant, Novalis und Goethe, wie die Analogie sowohl deren philosophisch/wissenschaftliche Denkweisen als auch deren ästhetischen Darstellungskonzepte strukturiert. Im Gegensatz zu Foucaults Verdrängungsthese der Analogie ab dem 17. Jh. macht die Arbeit deutlich, dass in der Moderne nicht ihr Ableben, sondern vielmehr ihr zweiter Frühling besungen wird
Quantenmechanik und Brechts Episches Theater erschüttern das Paradigma einer unbeteiligten Betrachtung, die ihren Gegenstand unverändert lässt. Auf beiden Gebieten wird die Annahme der Kontinuität und strikten Kausalität der untersuchten Vorgänge sowie der Anschaulichkeit, der Individualität und Identität der beobachteten Objekte prekär. Erstmals wird Brechts Bezug zur Quantenmechanik ausführlich untersucht. Die Wechselwirkung zwischen dem neuen Theater und der neuen Physik baut auf einem gemeinsamen historischen, sozialen und biographischen Hintergrund auf und schöpft aus einem Reservoir gemeinsamer Konzepte und Methoden. Die Spuren der Interferenz der beiden Wissensgebiete finden sich im Archiv mit dem Nachlass des Philosophen und Physikers Hans Reichenbach ebenso wie in Brechts Kaukasischem Kreidekreis. Aus der Neubestimmung von Atom und Individuum und ihrer problematischen erkenntnistheoretischen Beziehung zieht Brecht weitreichende ästhetische und ethische Konsequenzen und entwickelt in seinem Spätwerk eine Verhaltenslehre der Unschärfe.
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