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Es geht in dem vorliegenden Band um die Rehabilitierung der theoretischen Neugierde für jenes Millennium, das wir Mittelalter nennen. Was heißt es, eine theoretische Einstellung einzunehmen? Gibt es kulturelle Unterschiede oder einen Bedeutungswandel hinsichtlich der curiositas? Was sind die bevorzugten Gegenstandsbereiche der theoretischen Neugier? Hierbei prallen zwei Einstellungen aufeinander: die curiositas als fehlgeleitete und im Grunde eitle und schädliche Neugier oder als ein Naturverlangen, das ein anthropologisches Existential darstellt. Ausgehend vom Wortfeld der theoretischen Neugierde wird die Dialektik und longue durée der curiositas in ihren historischen und systematischen Zusammenhängen thematisiert. An die Stelle von normativen Wertungen treten zeitlich und räumlich weitgespannte Untersuchungen, die dazu beitragen, die begriffliche, motivische und konzeptionelle Entfaltung der theoretischen Neugier im Spannungsfeld theoretischer, kultureller, institutioneller und religiöser Determinanten zu verfolgen und damit zugleich aus der epochenfixierten Engführung zu befreien. Der historische Blick zeigt uns wie in einem Laboratorium die zentrale Idee wie auch die Perspektivenvielfalt der theoretischen Neugierde.
Im Zentrum aller Vermittlungs- und Transferprozesse stehen Praktiken und Techniken der Kompetenz- und Wissensvermittlung. Einen besonderen Zugang wahlt der vorliegende Band fur das Millenium, das als Mittelalter' bezeichnet wird: Im Ausgang von der Schuler-Meister-Relation soll uber die Sprach- und Kulturkreise hinweg nach den individuellen Lebensformen, sozialen Kontexten und institutionellen Voraussetzungen sowie nach den diskursiven Praktiken und epistemologischen Implikationen gefragt werden. Denn das Schuler-Lehrer-Verhaltnis ist ein Schlussel zum Verstandnis kulturell vermittelter Fertigkeiten und kulturell codierten Wissens. Die Grundlage dieser zentralen Relation kultureller Kompetenz- und Wissensvermittlung bildet die personliche Erfahrung der beteiligten Trager: d.h. primar der Schuler und Meister selbst sowie der jeweiligen Institutionen. Die Untersuchung dieser Erfahrungen in ihren verschiedenen Facetten in der lateinischen und griechisch-byzantinischen, in der arabischen und hebraischen Tradition, in der Laien- und der Gelehrtenwelt, aber auch in der Alltagskultur und in den vielfaltigen Bedingungen des Lehrens und Lernens ruckt ein Thema in den Mittelpunkt, das oftmals nur beilaufig und instrumentell behandelt wird.
Eine Bibliothek ist nicht blo eine Ansammlung von Buchern, die auf ihre Nutzer warten. Bibliotheken sind Raume des Denkens und Institutionen geordneten Wissens. Sie spiegeln die Fragen ihrer Zeit und bewahren sie fur kunftige Zeiten. Sie sind demnach privilegierte Orte der Teilhabe an jenem Wissen, zu dem wir mit unseren Buchern selbst etwas beitragen. Im Begriff der Bibliothek zeigt sich somit die Interdependenz von ideeller und materieller Kultur, die Verflechtung von Wissensgeschichte und institutionellen Kontextbedingungen. Zum Verstandnis einer Bibliothek gehoren auch die Klassifizierung, der Lektureleitfaden, die Leseordnung, das Ausbilden von Systemen. Hierbei lassen sich Bibliothekstypen in disziplinarer Hinsicht sowohl getrennt als auch in moglicher Verbindung betrachten. Nicht zuletzt sind Bibliotheken von alters her Orte des Medientransfers: von der Schriftrolle zum Pergament zum Papier, vom Manuskript zum Buchdruck zum digitalen Speichermedium. Dieser Band behandelt Bibliotheken in einem langen Jahrtausend, das wir gewohnlich Mittelalter nennen. Der historische Blick zeigt uns wie in einem Laboratorium zugleich zentrale ideelle und materielle Bedingungen unserer heutigen Bibliotheken.
Gegenstand des Bandes ist eine umfassende Evaluation epistemischer, praktischer, veridiktiver Sachverhalte aus der Perspektive jener Modi des Nichtgelingens, der Storung oder der Irritation, die unter dem Stichwort Irrtum"e; verhandelt werden. Dies soll aber nicht nur aus der Perspektive der Negativitat geschehen, vielmehr soll gefragt werden, inwieweit der Irrtum zum Ausgangspunkt und zur Bedingung gelingender epistemischer Praktiken zu werden vermag. Doch was ermoglicht und garantiert die Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum? Was sind die Kriterien einer solchen Unterscheidung? Wer ist unter welchen Bedingungen in der Lage und berechtigt, den Irrtum zu erkennen und als einen solchen festzustellen? Welche Instanzen sind an dieser Unterscheidung beteiligt und hierfur legimitiert? Vermogen wir aus Irrtumern zu lernen? Hier tut sich ein breites Problemfeld auf, das sich zunachst aus dem Antagonismus von Irrtum und Wahrheit ergibt. Diesen Facetten von Irrtum soll in der ganzen interdisziplinaren Breite in der lateinischen und griechisch-byzantinischen, in der arabischen und hebraischen Tradition, in der Laien- und der Gelehrtenwelt, aber auch in der Alltagskultur nachgegangen werden.
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