Gjør som tusenvis av andre bokelskere
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Thomas war in einem großen, alten Hause geboren, das zurückgezogen und ernst in einer breiten Ecke des Marktes lag, im Mittelpunkt der Stadt. Es hatte weniger Stockwerke und viel höhere Fenster als die Nachbarhäuser, die es hart begrenzten. Hinter dem sonneverbrannten braunen Torbogen lag ein kühler, hoher Flur, dessen Decke zwei wuchtige weiße Säulen stützten; eine weite Treppe mit sehr niedrigen Stufen führte empor bis zur ersten Plattform, bis zu dem quadratisch geschnittenen, riesigen weißen Schiebefenster, gegen das die leuchtenden Blätter der Fliederbäume klopften: Da lag ein weiter Garten mit alten Bäumen und wilden Rasenflächen, und ein tiefer Hof, überschattet von dem hohen Grün des Gartens, und stumm und alt schaute die lange Fensterreihe einer ungeahnten Seitenfront des Hauses auf ihn nieder. Wo sie endete, war ungewiß. Es war auch ungewiß, was auf der anderen Seite des Gartens lag. Thomas wußte es, seitdem er sich einmal durch die dichte hohe Buschmauer bis an den schwärzlichen Lattenzaun hindrängte: Da sah er tief unter sich ein schmales, dunkles Wasser ziehen, dahinter kauerten verbaute kleine Häuser. ¿ In seine Tiefe hinein nahm der Garten endlich jählings ein Ende: Es legte sich eine rauhe, breite, fensterlose Wand davor, an der in großen Abständen auf dicken schwarzen Holzplatten schwere eiserne, verrostete Ringe hingen, unbeweglich, ein Jahr wie das andere. Die Wand mußte wohl zu einem Gebäude gehören, denn es lag ein düsteres, schräges Dach darüber, in dessen einziger Luke einmal ein rohes Gesicht erschien, und eine Hand dazu. Dies Erlebnis verschwieg Thomas selbst seiner Mutter. Aber unbeweglich, ein Jahr wie das andere, sah alles wieder herab, und er vergaß sein Mißtrauen. Zuweilen aber, ohne daß er selbst es wußte, kehrte er sich von dieser Mauer ab und schritt dem entgegenliegenden Ende des Gartens zu: Durch die Stämme hindurch nahte sich die weite Steinhalle zu ebener Erde, mehr und mehr hob sich der grüne Blättervorhang, es erschienen die großen grauen Fensterbogen, die Pilaster wuchsen höher und höher, bis sie in reichem, schwerem Kapitell unter dem Giebel endeten, und aus seiner düsteren Miene grüßte das altvertraute, verblaßte Wappenschild herab.
Pitt ¿ ¿ so nannte Philipp Sintrup sein Spiegelbild, wie er es als kleines Kind zum erstenmal erblickte und mit dem Finger berührte. Die Familie heftete den Namen an ihn, und mit einer Art von Folgerichtigkeit ward nun sein jüngerer Bruder nur noch Fox gerufen. Pitt war es gleichgültig wie er hieß. Fox dagegen wehrte sich gegen den ihm aufgehängten Namen, ohne daß er ihn vertreiben konnte. So behauptete er denn, als er in das Alter kam, wo man moderne Weltgeschichte lernt, ein Nachkomme des großen, bekannten Fox wäre sein Pate, und seinen gewaltigen Reichtum werde er einmal erben. Schon früh begann Fox Großes von sich zu erzählen. Er stellte sich als den Helden von selbsterfundenen Geschichten hin, die er Märchen nannte, die aber außer ihrer Unmöglichkeit nichts Märchenhaftes an sich hatten, sondern der allernächsten Umgebung entnommen waren und nur in einem Tone vorgetragen wurden, der Grausen erregen sollte. ¿ Der grauäugige, etwas hochgeschossene Pitt hörte sie mit gelangweilten Augen an, und wenn Fox geendet, erzählte er mit gleichmäßiger Stimme: ihm sei Ähnliches begegnet, nur sei alles umgekehrt gewesen; vor seinen Feinden habe er, anstatt sie anzugreifen, sich versteckt, indem er sich bewegungslos gegen den Zaun drückte, so daß sie ihn für einen Holzpfahl hielten. Während unter seines Bruders Tritten die dicksten Brückenbalken krachten, genügte ihm ein Strohhalm, sich seinen Verfolgern über das Wasser hin zu entziehen. Unter diesen befanden sich ganz unbesehen seine nächsten Verwandten, seine eigenen Eltern. Herr Sintrup zog an ihrer Spitze, und Frau Sintrup, Pitts Mutter, sonnte sich im Eingang einer Höhle, ohne sich zu bewegen, so daß er nicht an ihr vorbei konnte, um sich ein für allemal zurückzuziehen. Wurde Fox am Ende seiner Erzählungen König, so verscholl Pitt am Schlusse ganz und gar, und wußte selbst nicht wo er blieb. ¿ In solchen Augenblicken schwelgte Fox im Gefühle seiner eingebildeten Stärke. Herr Sintrup aber sagte: aus dir wird mal was Großes! Aber du, Pitt kannst dich nur gleich begraben lassen. ¿ Dann zog Pitt unbemerkt ein Taschenbüchlein hervor, suchte eine bestimmte Seite und machte einen Bleistiftstrich. Sein Vater und seine Mutter sagten stets dasselbe und er führte darüber eine Art Statistik.
Peter Michels Vater war Schuhmacher in einem Dorfe. Er hatte träumerische Augen, die sich nie mit Bewußtsein dauernd auf eine Stelle konzentrieren konnten, und einen Geist, der fortwährend grübelte, ohne an etwas Festem zu haften. Er dachte über die abenteuerlichsten Fragen nach, ohne aber je zu einem Resultate oder zur Annäherung an ein solches zu gelangen. Er hatte eine unbegrenzte Hochachtung für andere; vor allem für seine Frau, welche gar keinen Maßstab an sich legte, sondern sich unbesehen für etwas ganz Bedeutendes hielt. ¿ Beobachtung fehlte Herrn Michel beinahe gänzlich; doch hatte er ein gutes Auge für die Füße anderer: er maß einem jeden sogleich in Gedanken Stiefel an. Einmal ereignete es sich, daß eine fremde, durchreisende Dame ihm ihr Schuhwerk zur Ausbesserung bringen ließ, kleine Stiefelchen aus feinem gelbem Leder. Er, der gewöhnt war, pfundschwere Ware unter den Händen zu haben, fühlte sich einer so zierlichen Aufgabe nicht gewachsen. Da war es aber seine Frau, die ihre ganze Energie einsetzte, der fremden Dame zu zeigen, daß es auch in ihrem Dorfe Leute gäbe, »welche mit der Welt in Verbindung ständen«. Sie fuhr persönlich in das nächste größere Städtchen, kaufte feines Leder, feine Stifte, Glanzwichse, und die Schuhe wurden repariert. Diese Dame machte auf den kleinen Peter einen großen Eindruck. Wenn er später etwas von Prinzessinnen las, dachte er stets sogleich an gelbe Schuhe, eine Ideenverbindung, die sich erst in seinem weiteren Leben verlor.
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