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Cindy Shermans Untitled Film Stills gehören zu den meist beachteten Arbeiten von Künstlerinnen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Die kleinformatigen schwarz-weißen Fotografien, die gängige Standbildmotive der westlichen Filmkultur nachstellen und in denen die Künstlerin sich auf verblüffende Weise immer wieder als ihre eigene Protagonistin inszeniert, zeichnen sich durch eine Ästhetik des Exzesses aus. Die technisch-symbolische Perfektion der mise en scéne des Einzelmoments evoziert eine Rezeption, die man auf vielerlei Arten mit der melodramatischen Darstellungstradition der westlichen Kultur in Verbindung bringen kann: Die pathetische Überdeterminierung des Augenblicks sowie die Stilisierung von Weiblichkeit zum Bild durch die Pose sind grundsätzliche Strukturelemente des Melodramas. Ausgehend von den Untitled Film Stills unternimmt diese Studie eine Auseinandersetzung mit den in der Forschung bislang noch unscharf skizzierten strukturalen Prinzipien des Melodramas seit dem späten 18. Jahrhundert. Eine argumentative Integration des gendertheoretischen Feldes runden die Überlegungen zum Melodrama als affirmativer Inszenierungstechnik des Weiblichkeits- und Weltbilds zur diskursiven Stabilisierung bürgerlicher Gesellschaften seit dem 18. Jahrhundert ab. Die abschließende Diskussion widmet sich den subversiven Strategien, die Pose zu unterlaufen. Mittels parodistischer, deformierender Brechung der melodramatischen Sinnkonstitution gelingt es Sherman, die Diskurse der westlichen Blick- und Bedeutungsökonomie sicht- und somit verschiebbar zu machen.
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