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Diese Sammlung von Briefen und Dokumenten bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben und Werk von Heinrich von Kleist, einem der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Neben persönlichen Briefen gibt es auch eine Sammlung von Dokumenten und Schriften, die Auskunft über Kleists Denken und Schreiben geben. Der Anhang enthält übersetzte Auszüge aus Kleists Werken, die besonders für Studenten und Interessierte von groÃem Interesse sind.This work has been selected by scholars as being culturally important, and is part of the knowledge base of civilization as we know it.This work is in the "public domain in the United States of America, and possibly other nations. Within the United States, you may freely copy and distribute this work, as no entity (individual or corporate) has a copyright on the body of the work.Scholars believe, and we concur, that this work is important enough to be preserved, reproduced, and made generally available to the public. We appreciate your support of the preservation process, and thank you for being an important part of keeping this knowledge alive and relevant.
This work has been selected by scholars as being culturally important, and is part of the knowledge base of civilization as we know it.This work is in the "public domain in the United States of America, and possibly other nations. Within the United States, you may freely copy and distribute this work, as no entity (individual or corporate) has a copyright on the body of the work.Scholars believe, and we concur, that this work is important enough to be preserved, reproduced, and made generally available to the public. We appreciate your support of the preservation process, and thank you for being an important part of keeping this knowledge alive and relevant.
Ich habe Dir versprochen, ohne Hehl die Eindrücke zu schildern, welche nach einer Abwesenheit von zwanzig Jahren die Menschen und Gegenstände in meiner Heimath auf mich machen würden. Dinge, von denen ich Dir so oft mit Jugendglut der Erinnerung sprach! und nachdem Dir meine ersten beiden Briefe die Freude des Wiedersehens, die Wehmuth, so manche Stätte leer, so manches Haupt ergraut gefunden zu haben, schilderten, will ich Dir auch die Wahrnehmungen nicht verhehlen, zu der ein längerer Aufenthalt in meiner Vaterstadt mir Anlaß gibt.Ich verließ sie in der Fülle jugendlichen Gefühls, und kehre, ein Vierziger, zu ihr zurück; schwärmte ich damals, wahrlich so bin ich nun ruhig; daß ich nicht kalt ward, mein guter Hartmann, danke ich Dir und Deiner lieben Frau, da Ihr mir durch den Zutritt in Euer Haus Vaterland und Familie ersetztet, und endlich, nachdem Ihr den Jüngling reifen saht, den Mann durch Eure geliebte Schwester beglücktet. Möge Gott meine Amalie in dieser Stunde und in jeder des Lebens erfreuen! Ich schreibe ihr, daß sie von Dir diese Details erhalten wird, über die wir, so vertraut mein muthiges Herz, nächsten Winter schon wieder um unsern Kamin versammelt, schwatzen werden.
Im Dezember 1789 verließ ich mein stilles Landstädtchen, um nach einer Trennung von zehn Jahren meinen Universitätsfreund P. zu besuchen, der in seiner Vaterstadt ***g von seinen Einkünften lebte. Nach der ersten Bewillkommung fiel mir an meinem redlichen P. eine sichtbare Zerstreuung auf. Ich hatte bey ihm auf eine der meinigen gleiche Freude gerechnet, und diese Erscheinung machte mich etwas betroffen. Der Stillstand, welcher dadurch in unserem Gespräch erfolgte, ließ mich ein feyerliches Glockengeläute vernehmen, das mir vorher entgangen war. Vielleicht, dachte ich, ist es ein Leichenbegängniß, an dem er besonders Theil nimmt. Ich that deshalb einige Fragen an ihn, die er ausweichend beantwortete. Er trat an das Fenster, um den vorbeykommenden Trauerzug zu sehen. Unter den Leidtragenden zeichneten sich zwey noch ziemlich junge Männer aus, deren völlig zerstörte Gesichter mich veranlaßten zu fragen, was ihnen der Todte denn gewesen wäre? P. war aber durch das Schauspiel in solche Verwirrung gebracht, daß ich seine Antwort durchaus nicht verstehen konnte. Ich ließ es dabey; aber es ward mir unheimlich, und unser Gespräch stokte sehr, bis wir durch die Rükkehr des Zuges wieder an das Fenster gerufen wurden: sie schien mit unordentlicher Eile begleitet, von den bey den Leidtragenden fehlte jezt einer, der andre stand vor der Thüre unseres Hauses einen Augenblik still, und schlüpfte dann schnell hinein. Er trat in das Zimmer, P. war ihm entgegen geeilt.
Die Erzählung ist, fast ohne Ausnahme, das Werk der Heldinn selbst, und entstand folgendermaßen. Ein sehr achtungswürdiger Arzt, den sie über den fast hofnungslosen Zustand ihrer Gesundheit um Rath fragte, mochte durch seine lange Erfahrung belehrt worden seyn, daß bei gebildeteren empfänglicheren Menschen dem Körper nicht aufzuhelfen ist, wenn der Seele nicht zugleich auch freundlich die Hand geboten wird; und dazu glaubte er das Mittel gefunden zu haben, indem er ihr anrieth, die Geschichte ihrer Leiden und ihres Unglücks aufzuzeichnen. Da es ihrer Fantasie unmöglich war, sich von den schwarzen Bildern ihrer Vergangenheit zu trennen, so glaubte er solche wenigstens in gewisse Schranken bannen zu können, wenn sie mit dem Verstande zugleich angestrengt würde, aus ihren schwankenden Vorstellungen ein wirkliches und zusammenhängendes Ganzes zu bilden. Er glaubte vielleicht, daß Luise ihr Schicksal für erträglicher, ihre Wunden für weniger unheilbar ansehen würde, wenn sie sich selbst eine ungeheuchelte Rechenschaft, von allem was sie betroffen hätte, ablegte.
Therese Huber: Die Familie Seldorf. Eine GeschichteLesefreundlicher Großdruck in 16-pt-SchriftGroßformat, 210 x 297 mmBerliner Ausgabe, 2023Durchgesehener Neusatz mit einer Biografie der Autorin bearbeitet und eingerichtet von Theodor BorkenTeilweiser Vorabdruck (anonym) unter dem Titel »Die Seldorfsche Familie« in: Flora, herausgegeben von Ludwig Ferdinand Huber, Tübingen (J. G. Cottaische Buchhandlung) 1794¿1795; Erstdruck (unter dem Namen von Ludwig Ferdinand Huber als Autor bzw. beim 2. Band als Herausgeber): Tübingen (J. G. Cottaische Buchhandlung) 1795¿1796.Textgrundlage sind die Ausgaben:Therese Huber: Die Familie Seldorf. Eine Geschichte. Theil 1¿2, Theil 1, Tübingen: J. G. Cottaische Buchhandlung, 1795¿1796.Therese Huber: Die Familie Seldorf. Eine Geschichte. Theil 1¿2, Theil 2, Tübingen: J. G. Cottaische Buchhandlung, 1795¿1796.Dieses Buch folgt in Rechtschreibung und Zeichensetzung obiger Textgrundlage.Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Horace Vernet, Der Herzog von Orleans verläßt den Königspalast, 1832.Gesetzt aus der Minion Pro, 16 pt.Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH
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