Om Das merkwürdigste Jahr meines Lebens
Wenn ich es der Mühe wert halte, dem Publikum meine Begebenheiten in dem letztverflossenen Jahre mitzuteilen, so nenne man das nicht Eitelkeit. Mein Schicksal war so sonderbar, daß es schon als Roman interessieren würde; wie weit mehr als wahre Geschichte möge doch das Individuum, welches sie erlebte, heißen, wie es wolle. Mich bestimmen noch andre und wichtigere Gründe. Deutschland ja, ich darf sagen ein Teil von Europa hat sich, teils neugierig, teils wohlwollend, für mein Schicksal interessiert; überall hat man nach der Veranlassung desselben geforscht. Die auffallende Wirkung erzeugte ein Grübeln nach der Ursache. Man erfand hundert und wieder hundert Geschichten: bald sollte ich ein Buch geschrieben haben, das der eine Der weiße Bär, der andre Der nordische Bär nannte und das manche sogar gelesen haben wollten. Bald hieß es wieder, der Verfasser sei ein andrer, dessen Name mit eben den Anfangsbuchstaben wie der meinige bezeichnet werde, und ich sei daher das Opfer einer bloßen Namensverwechselung geworden. Andre suchten meine Schuld in unbesonnenen Reden, noch andre in Stellen gewisser Schauspiele, die ich schon zehn Jahre vorher geschrieben hatte. Kurz, der eine glaubte dies, der andre jenes; keiner aber fiel auf den eigentlichen Grund, der doch einzig und allein in einer argwöhnischen Laune des Augenblicks zu suchen war. Mich dünkt daher, ich bin es meinem Rufe, meinen Kindern und meinen Freunden schuldig, was mir begegnet ist, mit einfacher Wahrheit zu erzählen und so auf einmal alle Urteile zu berichtigen.
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