Om Wie entstehen Gedanken, Herr Parmenides?
Wir alle wissen, dass Berlin die größte Stadt Deutschlands ist. Doch woher wissen wir das? Natürlich, weil es eine Tatsache in der Welt ist. Kann man daraus schließen, dass alles, was in unserem Geist ist, durch das, was in der Welt ist, geprägt wurde? Was zunächst naheliegend erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als echtes Problem. Denn wenn Geistesgehalte allein Widerspiegelungen der Welt sind, wie können wir uns dann Nichtreales (z.B. Einhörner) oder faktisch Falsches (z.B. die Annahme, Hamburg sei die größte Stadt Deutschlands) vorstellen? Die Frage, wie Gedanken entstehen, ist also die Frage nach dem Verhältnis von Geist und Welt. Dieses Geist-Welt-Verhältnis wird aber schnell zum Geist-Welt-Problem, das alles andere als leicht zu lösen ist. Der Erste, der es versuchte, war der Vorsokratiker Parmenides im 5. Jahrhundert v. Chr. Seine Lösung war einfach und kontrovers zugleich. Sie war so kontrovers, dass sie eine 2500-jährige philosophische Diskussion auslöste. Wenn das kein Grund ist, sich mit diesem Philosophen einmal zu beschäftigen. Also, wie entstehen denn nun Gedanken, Herr Parmenides?
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