Om Unoriginelle Literatur um 1800
Um 1800 wird die Nachahmung aus dem Zentrum der schönen Künste in deren Peripherie verbannt. Mit der Durchsetzung des Originalitätskonzepts wird die regelgeleitete Imitation klassischer Vorbilder als minderwertige, dilettantische oder epigonale Kunst abgewertet. Dieser theoretische Paradigmenwechsel täuscht darüber hinweg, dass Nachahmung in der literarischen Praxis zentral bleibt. Nicht nur bewegt sich die sogenannte originelle Literatur oft in Bahnen der Übersetzung und Adaption. Daneben gibt es auf dem deutschen und europäischen Buchmarkt eine breite Masse an Texten, die aus ihrer Orientierung an prominenten Vorbildern kein Geheimnis machen.
Der Band untersucht die Eigenlogiken unorigineller Texte und sondiert ihre Funktionen für Literaturtheorie und -kritik. Die Beiträge widmen sich Poetologien des Unoriginellen, fragen nach dem Einsatz von ¿Unoriginalität¿ als Beschreibungskategorie und zeigen, dass Originalität auch und vor allem ein Produkt historisch wandelbarer Diskurspraktiken ist.
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